Stricken

Ein viktorianischer Cycling Sweater, aber bitte im Aran-Style

Vor einem Jahr habe ich in den Spiegel geschaut und war ziemlich enttäuscht von dem violetten Cycling Sweater, den ich ein paar Monate zuvor fertiggestellt hatte. Kennt ihr diese Projekte, die man fertiggestellt hat und eigentlich ziemlich stolz auf das Ergebnis waren, aber mit der Zeit fallen ein paar Dinge auf, die einfach besser sein könnten? Dieser Cycling Sweater, ist so ein Projekt für mich.

Leider war er am Ende doch zu groß und durch die Bindung auch zu dehnbar. Außerdem habe ich nicht bedacht, dass meine Schultern nicht so breit sind wie meine Brust, und das ursprüngliche Strickmuster hat das nicht berücksichtigt. Das Ergebnis ist, dass die Schultern sehr breit sind und die schweren Ärmel sie noch mehr nach unten ziehen. Der Pullover gefällt mir immer noch sehr gut, aber man sollte ihn mit einem Korsett tragen oder nur für ein paar Stunden, ohne sich viel zu bewegen.

Ich wollte eine bessere Version machen und ich hatte viele Ideen, also beschloss ich, einen weiteren zu stricken. Diesmal mit einem wunderbaren grünen Garn, welches wieder von meiner Mutter gefärbt wurde.
Da mich Zopfmuster und die traditionellen Aran-Pullover besonders faszinieren, dachte ich mir, ich probiere die Zopfmuster mit der ursprünglichen Form des Cycling Sweaters zu kombinieren. Beide Stile kamen etwa zur gleichen Zeit auf und hatten sehr unterschiedliche Zwecke. Der Aran-Pullover wurde angeblich entwickelt, um die extreme Armut der Aran-Fischerfamilien zu überwinden, und sollte als traditionell aussehendes Kleidungsstück für besondere Anlässe exportiert werden. Der Cycling Sweater hingegen war für die sportliche Frau gedacht und sollte praktisch und strapazierfähig sein. Da ich den Pullover jedoch nicht in diesem ursprünglichen Kontext verwende, fand ich die Idee, beides zu kombinieren, ziemlich spannend.

Ich arbeite in diesem Fall ohne Anleitung, oder besser gesagt, ich benutze Notizen, die ich beim Stricken des ersten Pullovers gemacht habe, als Referenz für die Silhouette, dann füge ich die neuen Elemente der Zopfmuster hinzu. Ein großer Teil der Arbeit bestand darin, zu berechnen, wie viele Reihen und Maschen ich brauche.
Was mir einige Schwierigkeiten bereitete war, war die Tatsache, dass ich eine ausgeprägte Oberweite, aber einen schmalen Rücken habe, sodass ich immer entweder vorne zu wenig oder hinten zu viel Material habe. Zum Glück kam meine Mutter auf die Idee, eine Art Abnäher zu machen, indem ich nur vorne verkürzte Reihen strickte. In dem Bild sieht man diese 12 Reihen, die an den Seiten zusammenlaufen, fast wie bei einem genähten Abnäher.

Auch für diesen Pullover habe ich mich für einen hohen Stehkragen entschieden, der typisch für den Cycling Sweater der damaligen Zeit ist. Außerdem habe ich den Zopf von der Vorderseite auf die Rückseite gelegt, damit der umgeschlagene Teil den Zopf auf der richtigen Seite zeigt.

Detail of a knitted dart, by working short rows

Nachdem das Oberteil fertig war, begann ich mit dem Stricken der Ärmel, was tatsächlich Monate dauerte. Ich bin offensichtlich kein großer Fan davon, einfache Muster zu stricken, und ich musste mich ziemlich überwinden weiterzumachen, um an den Punkt zu kommen, an dem die Zöpfe für das Bündchen anfingen. Es hat sicher nicht geholfen, dass diese Ärmel extrem groß sind und daher viel Strickarbeit erfordern.
Der zweite Ärmel lief sehr gut, bis ich merkte, dass ich vergessen hatte, einige Maschen abzunehmen. Also musste ich das Bündchen noch einmal neu stricken, aber zum Glück habe ich ein „Rettungsseil“ einzuziehen. Es geht im Grunde darum, die Maschen der passenden Reihe schon vorher aufzunehmen und damit das Aufribbeln zu stoppen.
Dann habe ich weitergemacht und den Rest des Ärmels gestrickt, was wie immer eine ganze Weile gedauert hat.

Dann musste ich nur noch diese Teile zusammennähen. Ich habe denselben Faden verwendet, mit dem ich gestrickt habe, nur habe ich ihn geteilt, damit er feiner ist und an der Naht nicht so viel Volumen erzeugt. Es gibt viele Möglichkeiten Gestricktes zusammenzunähen, aber ich habe mich für den Steppstich entschieden, um eine stabile Naht zu erzeugen und zu vermeiden, dass der Pullover seine Form verliert.

Einer der letzte Schritt war das Annähen der Knöpfe. Beim ersten Cycling Sweater habe ich festgestellt, dass es einfacher ist, erst die Knöpfe und dann die Ärmel anzunähen, also habe ich das zuerst gemacht. Dann habe ich die Knopflöcher verstärkt, um sie zu verkleinern und zu verstärken. Der letzte Schritt war das Anbringen von transparenten Knöpfen auf der Innenseite, denn wenn man den Kragen umdreht, sind die schönen Knöpfe nicht mehr zu sehen. Ich schließe die Knöpfe mit den durchsichtigen Knöpfen, und die schönen Knöpfe befinden sich so auf der Außenseite.

Dann habe ich den oberen Teil des Ärmels zu einer großen doppelten Kellerfalte gelegt und den gesamten Ärmel in das Armloch eingenäht. Aber bevor ich den Ärmel in das Armloch genäht habe, habe ich beschlossen, die Kellerfalte festzunähen, damit sie dort bleibt, wo sie hingehört.
Ich habe die Größe der Ärmel nicht geändert, und deshalb hatte ich am Ende wieder hängende Schultern. Und leider dachte ich, dass es ausreichen würde nur das Oberteil zu verändern, um dies zu verhindern. Ich konnte es vorher nicht testen und als die Ärmel schon gestrickt waren, wollte ich sie nicht noch einmal neu machen. Also muss ich mir jetzt eine andere Lösung einfallen lassen, um die Schultern auf meinen Schultern zu halten. Vielleicht mit einem Band, oder ich komme noch auf eine bessere Idee...

Unten findet ihr wieder das Video, das den gesamten Entstehungsprozess zeigt.

Detail of a box pleat on a knitted sleeve
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